Jane Elliott:

"Menschen werden nicht als Rassisten geboren, sie werden dazu gemacht. Alles, was erlernt werden kann, kann auch verlernt werden."

"Rassismus hat nichts mit Hautfarbe oder ethnischer Zugehörigkeit zu tun, sondern nur mit oben und unten, mit arm und reich, mit Kategorien wie höherwertig und minderwertig. Wo Rassismus herrscht, werden auch Frauen, Schwule, Lesben und Behinderte ausgegrenzt."

Nächstes Blue Eyed Seminar

Zur Zeit ist keines der terminierten Seminare frei ausgeschrieben. Manchmal erlauben die Veranstaltenden die Teilnahme von Externen. Schauen Sie doch einfach auf unserer Veranstaltungsseite und fragen uns bei den jeweiligen Terminen, ob eine Teilnahme möglich ist. Die Veranstaltungsseite finden Sie hier ->

Blue Eyed Workshop mit Schüler/innen

Flash ist Pflicht!

Jürgen Schlicher wurde von Jane Elliott als Trainer für "Blue Eyed" ausgebildet. Als weißer Mann beschäftigt er sich beruflich und privat seit mehr als 20 Jahren mit den Themen Rassismus und Diskriminierung. Als Diplom-Politologe hat er das Dokumentations- und Informationszentrum für Rassismusforschung gegründet, ist Mitbegründer von ENAR (European Network Against Racism). Vor 16 Jahren hat er das Projekt „Schule Ohne Rassismus“ nach Deutschland geholt und 2005 Diversity Works gegründet, ein Unternehmen, das sich auf die Beratung zum Thema Diversity Management spezialisiert hat.
Er ist verheiratet, Vater einer Tochter und lebt in Duisburg.

Şeydâ Buurman-Kutsal wurde als Trainerin für „Blue Eyed“ von Jane Elliott ausgebildet und leitet seit vielen Jahren Blue Eyed Workshops. Sie arbeitet als Trainerin und Beratungs-angestellte im Bereich Interkulturalisierung der Jugendfürsorge in den Niederlanden. Sie bietet Supervision für MigrantInnen an, die im Bereich Jugendfürsorge tätig sind, und entwickelt und begleitet sowohl Integrationsprojekte für MigrantInnen wie auch Antirassismus-Projekte. 

Das Konzept

Zum Trainingskonzept von Jane Elliott

 

von Kitty Bueno de Mesquita
(Übersetzung: Jürgen Schlicher)

 

Braunäugig / Blauäugig ist eine Übung, die Diskriminierung anhand der Augenfarbe verdeutlicht und von Jane Elliott entwickelt wurde. Als Grundschullehrerin stand sie am Tag nach der Ermordung von Martin Luther King vor dem Problem, wie sie dieses Ereignis ihren rein weißen, rein christlichen SchülerInnen in einer rein weißen, rein christlichen Dorfgemeinde in den Vereinigten Staaten erklären sollte. Ihre Klasse war niemals auch nur in der Nähe eines Menschen anderer Hautfarbe, oder gar mit dem Elend konfrontiert, das durch Rassismus bedingt wird.

 

In dieser Woche sollte Jane Elliott ihren Kindern das Gebet eines Sioux beibringen: "Oh Großer Geist, bewahre mich davor einen anderen Menschen zu beurteilen, bevor ich nicht eine Meile in seinen Mokassins gelaufen bin." Sie entschied sich, ihren SchülerInnen die Möglichkeit zu geben eine Meile in den Mokassins von jemandem zu laufen, der in dieser Gesellschaft nicht weiß oder nicht christlich ist. Das Ergebnis war erstaunlich und kann in dem Film "Eye of the Storm" (1972) verfolgt werden.


In den nächsten Jahren 20 Jahren fuhr sie fort, die Übung in der Grundschule und an weiterführenden Schulen ihren Klassen anzubieten. Danach wurde sie gebeten, die Übung mit Erwachsenen durchzuführen, wie man in den Filmen "Eye to Eye" oder "Blue Eyed / Blauäugig" sehen kann. Heute führt sie die Übung an einer Reihe (großer) Firmen und Institutionen durch, darunter der US-Armee, dem Geheimdienst, Feuerwehrwachen, Bell West und Universitäten. Darüber hinaus bietet sie dreistündige Präsentationen ihrer Arbeit an. (Präsentationen werden auch durch die deutschen TrainerInnen angeboten.)

 

Die Übung

Die Übung basiert auf der Aufteilung einer Gruppe von Menschen aufgrund ihrer Augenfarbe in Braunäugige und Nicht-Braunäugige. Die "Blauäugigen" werden so angesehen und behandelt, wie Nicht-Weiße, MigrantInnen und Nicht-Christen traditionellerweise in dieser Gesellschaft behandelt werden. Alle negativen Stereotype die wir in unseren Gesellschaften kennen, werden auf die Gruppe der Blauäugigen angewendet. Blauäugige werden als unterlegen eingestuft und als Unterlegene behandelt. Im Ergebnis beginnen diese, sich unterlegen zu fühlen und bestätigen das Stereotyp.

 

Die Philosophie

Diskriminierung und Rassismus sind erlernte Fähigkeiten. Es gibt keinen genetischen Code für Diskriminierung, Menschen werden nicht als Rassisten geboren, sie werden dazu gemacht. Und: Alles, was erlernt werden kann, kann auch verlernt werden. Der erste Schritt dahin ist Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass Rassismus in unserer Gesellschaft existiert, die Erkenntnis, wie es ist, wenn Du oder Menschen in Deiner Umgebung von Rassismus betroffen sind.


Die Übung zeigt, wie unsinnig und destruktiv Diskriminierung ist. Übrigens bei genauerem Hinsehen für beide Seiten. Die Vorstellung, dass der Melaningehalt unserer Haut, oder die Herkunft unsere Intelligenz beeinflusst ist grotesk. Dennoch ist unsere gesamte Gesellschaft von diesen Stereotypen durchdrungen.

 

Die TeilnehmerInnen

Die Teilnehmer in der im Workshop privilegierten braunäugigen Gruppe werden um ihre Kooperation gebeten. Ohne die Mitarbeit der (schweigenden) Mehrheit könnte Rassismus nicht funktionieren. Die Teilnehmer der blauäugigen Gruppe werden um nichts gebeten und ihnen wird nichts gesagt. Sie werden so wenig darauf vorbereitet Opfer von Rassismus zu sein, wie ein schwarzes oder Migranten-Kind in einer rassistischen Gesellschaft. Wenn es ihnen nicht gefällt, dann können sie dahin gehen, wo sie hergekommen sind; uns geht es ohne sie sowieso besser. Die Teilnehmer werden nur auf ihr Verhalten während des Workshops angesprochen. (Das Training hat daher nichts mit Therapie zu tun.) Ihre Anschauungen, ihre persönliche Geschichte oder Erfahrungen werden nicht thematisiert.


Schwarze oder MigrantInnen werden ja ebenfalls nicht aufgrund ihres Charakters oder ihrer persönlichen Geschichte negativ behandelt, sondern allein aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Aussehens oder ihrer Herkunft oder Abstammung wegen. Die Übung macht deutlich was in unserer Gesellschaft heute passiert.


Ob die TeilnehmerInnen etwas und was sie aus dieser Übung mitnehmen liegt in deren Verantwortung.

 

Die Lehre

Diskriminierung ist ein Machtspiel, in welchem die dominante Gruppe sich auf Kosten der dominierten Gruppe bereichert und bestärkt. Da der dominierten Gruppe keine Macht zugestanden wird, kann sie ihre Bedingungen nicht ändern, nur die dominante Gruppe kann dies. Wie? Ganz einfach: Die dominante Gruppe hört auf sich diskriminierend zu verhalten, hört auf andere aufgrund physischer unveränderbarer Merkmale zu behandeln; wie z.B. Hautfarbe, Geschlecht oder Augenfarbe. In der Übung können alle Charakteristika von Machtkämpfen erkannt werden, die nicht nur bei Diskriminierungen vorkommen, sondern überall. Am Arbeitsplatz, in der Politik, Schulen, zu Hause, immer wenn und immer wo Ressourcen aufgeteilt werden. Der Zweck dieser Kämpfe ist es Gewinner und Verlierer zu haben. Die Tragik besteht darin, dass letztendlich jeder verliert. Denn wenn man erlaubt, dass Menschen aufgrund unveränderlicher physischer Eigenschaften negativ behandelt werden, wird man schließlich selbst zum Opfer. Wenn man beispielsweise alt genug wird, riskiert man, Opfer der immer stärker werdenden Altenfeindlichkeit zu werden. In dem Machtkampf der Diskriminierung genannt wird, verliert schließlich auch jeder, auch die dominante Gruppe, weil sie so viel Zeit und Anstrengung unternehmen muss, die andere Gruppe unten zu halten, dass ihre Lebensqualität und ihre Lebensquantität sinkt.


Die Stärke der Übung besteht darin, durch alle verklärenden Nebelschwaden und Argumentationsketten zu dringen und die nackte Realität zu zeigen. Sie gibt den TeilnehmerInnen die Werkzeuge, wirklich etwas gegen Rassismus zu tun, wenn sie es wollen; ihr Leben und das ihrer Umgebung zu verändern. Jane Elliott erzählt oft die Geschichte einer jungen Frau, die mehr als 200 Meilen anreiste um eine ihrer Präsentationen zu besuchen, um mit ihr zu sprechen und ihr zu danken. Sie dankte ihr für das, was sie für ihren Vater getan hatte, der 15 Jahre zuvor an einem ihrer Workshops teilgenommen hatte. Der Mann der abends nach Hause kam war nicht derselbe, der morgens aus dem Haus ging. Die Übung veränderte sein Leben zum besseren und hatte Auswirkungen auf das Leben ihrer Mutter, ihrer Schwester, ihres Bruders, ihres eigenen, ihres Ehemannes und das ihrer Kinder. Wenn die Machtkämpfe aufhören, können Menschen sich gegenseitig anerkennen und respektieren und miteinander so kommunizieren, dass ihr Leben und das der anderen bereichert werden. Das ist es, um was es letztendlich geht.